Miteinander sprechen ist in Ennepetal nicht vorgesehen

[jpg] Menschen haben etwas, was andere Spezies nicht haben – die Sprache. Und mit dieser uns anhaftenden Sprache treten wir miteinander in Verbindung, teilen uns mit oder versuchen uns auszutauschen. Dies ist für unsere Spezies wichtig, ja sogar essentiell.

Ohne Sprache, wobei Sprache sich nicht nur auf den verbalen Bereich erstreckt, würde unsere Spezies untergehen oder zumindest großen Schaden nehmen.

Die Schulleiterin der Albert – Schweitzer – Förderschule Ennepetal,  Frau Silke Martini, brachte es am Ende der Schulausschusssitzung mit einem Statement auf den Punkt: Über die Schließung ihrer  Albert – Schweitzer – Förderschule habe sie zu aller erst aus der heimischen Presse erfahren. Ihre Frage: Kann die Stadt nicht erst mit den Betroffenen sprechen? 

Es ist eben eine Frage von Stil, wie man solch eine Schließung kommuniziert. Und guter Stil hatte die Stadtverwaltung Ennepetal, sei es bei der Schließung der Schule Hasperbach oder ganz zeitnah beim Besuch des Regierungspräsidenten, noch nie interessiert. Und die Erklärung der Stadtverwaltung durch Peter Müller: Eine Beteiligung der Schule an den Überlegungen und der Entscheidung zur Schließung der Schule Ist zwischen Stadt und Schule in den Vorschriften nicht vorgesehen. Prima! Es ist nicht zu fassen. Sieht so eine vertrauensvolle Zusammenarbeit aus? Wen wundert es wenn niemand mit dieser aus den Fugen geratenen 14 Millionen Truppe etwas zu tun haben will. Ausnahmen sind  diejenigen, die einen Vorteil von einer Zusammenarbeit haben.

Aber dieser Schulausschuss hatte es noch viel dicker. "Wir haben die tollsten Schulen, um die uns unsere Nachbargemeinden beneiden", so haben wir das alle gehört. Und deshalb ist Ennepetal eine schöne Stadt. Eine schöne Stadt? An der Realschule ist das an Zweideutigkeit nicht zu überbieten.

 

Der Computerraum: Da stehen 5 Apple!!! Computer (IMac) mit einem HP Tintenstrahldrucker in friedlicher Eintracht zusammen. Feinste Statusware für Emporkömmlinge – lachhaft in der Wirtschaft. Wer hat das angeschafft und mit welchem pädagogischen Anspruch. In der Mitte gehen offensichtlich die Stromkabel als auch die Netzwerkkabel in den Boden. Bestens. Nur ins Internet kann seit einem Jahr kein Schüler. Begründung: Ein unseliges Schwarze-Peter Spiel zwischen Elektriker und EDV Abteilung der Stadt auf dem Rücken der SchülerInnen. Tja, so kann man sicher keine Medienkompetenz erlernen und die Chance unserer SchülerInnen sinkt auf dem Arbeitsmarkt einen Job zu bekommen. Und was ist tatsächlich falsch: Strom war da. Das LAN (Local Area Network) war auch vorhanden. Nur es war anscheinend nicht eingebunden. Ein WLAN war nicht möglich weil ein Repeater im Hause fehlt, der die vorhandenen Signale verstärkt. Die Kosten der fehlenden Arbeiten bewegen sich im Hundert Euro Bereich – lachhaft. Was hier fehlt ist der gute Wille und verantwortungsbewusstes Handeln.

Es geht weiter. Ganze Deckenplatten sind rausgerissen, Kabel hängen auf allen Fluren herunter. Die Wasserflecken zeigen, dieser Zustand ist seit Monaten zu regierstrieren. Kreisförmige löcher deuten auf eine Verteilung hin, die dort angedacht wurde. Heizungschächte hängen mit Alufolie im Flur herum. Die Summe der bemerkten Baustellen  macht nervös. Mein Eindruck, hier wurde ein Bühnenbild für einen modernen Chabrol Film aufgebaut. Nur Chabrol ist tot! Je länger man durch die Flure geht, desto aggressiver wird man. Der Schulleiter der städtischen Realschule Ennepetal, Thomas Winter, zeigt uns eine Toilette. Eine Toilette wie sie in sozialen Brennpunkten üblich ist, purer Vandalismus der etwas von der Schulleitung nur oberflächlich kaschiert wurde um das Bild etwas weicher zu zeichnen. Wen wundert es, wenn bei solchen Räumlichkeiten die Aggressionen nicht in den  Griff zu bekommen sind. Eine Mutter schilderte, dass ihr Kind in der Toilette kein Papier vorgefunden hatte. Als dieses Kind sich bei dem Lehrer beschwerte, meinte dieser es wäre keines da. Und weiter, für die Zukunft sollte das Kind vorsichtshalber Tempotaschentücher mitbringen.

               
     

Oder ist die Realschule doch ein sozialer Brennpunkt?

Ein Gedanke geht mir durch den Kopf. Die Decke sieht mir nach Asbest Wolle und Platten aus. Asbest der Baustoff der ersten Wahl in der damaligen Zeit. Der Stadtverwaltung war und ist das sicher egal was verbaut wurde, es sind ja nicht ihre Kinder.

  Schulpflegschaftsvorsitzender Lucht  erzählt, dass schon seine Tochter nur eine Baustelle  kannte und dort lernen musste und heute sein zweites Kind den selben Weg gehen muss. Seine Tochter war vor zehn Jahren hier! Es ist nicht fassbar. Die Ausschussmitglieder faseln etwas von: Prioritäten  / man muss das beobachten / so hatte man sich das nicht vorgestellt.
Es ist zum jammern. Wer hindert den Rat daran, immer mal wieder unangemeldet eine Schule zu inspizieren?
Und der Schulrat sitzt auch dabei – kein Ton von ihm.
 
Ja und dann war da noch Heinz Bracht, Vorstandsprecher und Technischer Vorstand der neu gegründeten AÖR der rechnete mal eben vor, dass die Realschule 1 Millionen Euro an Investitionen in den letzten Jahren verschlungen hatte. Klar, da erwartet die Stadt eine gewisse Dankbarkeit vom Lehrkörper und den SchülerInnen.

Nur eine Schule ist kein Tummelplatz von Bauarbeitern und Handwerker, sie ist ein Ort wo gelernt werden soll. Wir verlangen von unseren SchülerInnen Hochleistungen, dafür können sie das Gleiche von uns einfordern. Wie war das noch: Fördern und Fordern. Hier in der Realschule ist eine Einbahnstrasse aufgemacht worden.
(Z.B. Medienkompetenz im Internet mit den 5 teuren Computern.)

    

Und wenn Lehrer und SchülerInnen Tag für Tag mit Einschränkungen kämpfen müssen, sinken die Chancen später am Arbeitsmarkt Fuß zu fassen. Sicher die Auschussmitglieder als auch die 14 Millionentruppe sind längst in Rente wenn die SchülerInnen erfahren, wenn die Ausbildungsnoten nicht gereicht haben – shit hapen. Die anderen Schüler aus anderen Städten waren eben besser.

               
     

Die Redaktion hat verstanden, die Realschule kommt mit der Stadtverwaltung nicht mehr klar. Die vielen Versprechungen, Vertröstungen und das ewige Hinhalten der 14 Millionentruppe. Es ist halt nicht vorgesehen die Schulen an den Planungen zu beteiligen. Interaktion, Kooperation oder Kommunikation, auch wieder solche neu modische Begriffe mit denen Ennepetal nichts anfangen kann. Befehl und Gehorsam und eine gewisse Leidefähigkeit für die Obrigkeit, so was ist hier angesagt. Und überhaupt, es saßen wieder erwachsene Menschen im Zuschauerbereich, die eine Stunde warten mussten um dann eine Frage stellen zu dürfen. Meine Güte, sollen die auch noch auf die Knie gehen?

Und da war auch noch die Grundschule Haspetal. Nachdem dieses unselige Spiel der 14 Millionen Truppe durch gezogen wurde, haben die Eltern reagiert. Sie haben ihre Kinder abgemeldet oder umgemeldet. Die Situation hat sich beschleunigt, die Schule kann also früher geschlossen werden. Toll! Nur jetzt auf einmal sollen die Eltern zusammen halten, denn die Schulklassenstärken müssen wieder einmal gehalten werden, jetzt in der Grundschule Voerde. Lachhaft! Wenn die Stadt den Zusammenhalt anordnet ist das ok, wenn die Eltern das von sich aus machen, ist das nicht ok? Ich fasse es nicht. Was sind eigentlich mündige Bürger bei denen?

Ach ja, ich vergaß, miteinander sprechen ist nicht vorgesehen, es werden nur "gute Empfehlungen" der 14 Millionen Truppe angeordnet. Oder ein Fraktionsvorsitzender der meinte: Rufen sie uns an damit wir sagen, was sie denken sollen.Toll, wirklich toll. Ich kratz mich an meinem Kopf und frage mich, ist Ennepetal eigentlich eine modern geführte Stadt?

Schlußbemerkung: So langsam wird aber eine Entschuldigung der Stadtverwaltung gegenüber ihrer Bevölkerung fällig. Sorry Leute, wir können es nicht besser, wir sind total überfordert.

Ach ja, da ist noch was über die Ticker gelaufen.

Die verbindliche Schulempfehlung ist weggefallen. In Massen haben die Eltern ihre Kinder
von der Hauptschule weggenommen und entweder bei den Realschulen oder den Gymnasien angemeldet. Eine dramatische Entwicklung die die Hauptschule eindeutig ins Aus drängt. Beispiel in einer Großstadt: 96 Hauptschulanmeldungen in diesem Jahr gegenüber 263 Hauptschulanmeldungen im vorigen Jahr.

Und dann wird Ende März eine Anhörung stattfinden, Thema: Die Bürgermeister und Oberbürgermeister sollen von den Wählern abgewählt werden können. Auf unsere Anfrage teilte das Innenministerium in Düsseldorf mit, dass in diesem Jahr der § 66 der GO noch geändert werden soll. Auch soll die Stichwahl wieder eingeführt werden. Es könnte ganz fix gehen. Macht auch Sinn, auch für Ennepetal.

In Ennepetal ist die totale Blockade zu registrieren, so kann es nicht weiter gehen.

Anträge für eine Hundewiese oder die Umkehrung der Einbahnstrassenregelung der Gerhart-Hauptmann-Strasse in Altenvoerde sind nicht die Probleme mit denen Ennepetal zu kämpfen hat. Aber wenn man diese kompetente 14 Millionen Truppe nicht mit der Nase auf die auf uns zukommenden Problem stößt, werden die sicherlich nur ihren ungerechten Lohn beziehen.

Jürgen Gerhardt für EN-Mosaik aus Ennepetal
 

 

 

Alle Fotos: © Linde Arndt