Wie peinlich ist das alles in Ennepetal

   

[jpg] Als Journalist sollte man eine gewisse Professionalität an den Tag legen. Das heißt aber nicht, dass man nicht einmal ein Donnerwetter heraus lassen darf und auch heraus lassen sollte. So geschehen im Finanzausschuss, als die Stadtverwaltung bewusst oder unbewusst den angestammten und durch die Stadt zugewiesenen zweiten Platz für die Presse durch ihre eigenen Leute besetzte. Das Donnerwetter, so erfuhr ich heute, hatte bei der Stadt einen „Unmut“ herauf beschworen, wie mir mein Kollege von der WAZ Gruppe mitteilte. Denn der wurde, obwohl der Vorfall von allen Beteiligten bemerkt wurde – ich war doch laut genug! –  nach der Sitzung „hochnotpeinlich“ befragt. Eine Farce für diese Provokation? Ich denke ja. Der Kollege, der als lokaler Journalist bei der WAZ Gruppe tätig ist, schloss sich auch dem städtischen Unmut an. Musste er sich aber sofort mit der Verwaltung solidarisieren? Wohl kaum. Nicht die Presse muss Rücksicht nehmen auf die örtlichen Gegebenheiten, vielmehr hat die Stadtverwaltung Sorge zu tragen, dass die Presse die Arbeitsbedingungen vorfindet, die sie für ihre Arbeit benötigt. Dafür ist es aber nötig zu wissen, was macht die Presse in solch einem  Gemeinwesen wie einer Stadt?  Katrin Krauß, Diplom-Journalistin und Dozentin für „praktischer Journalismus für Zeitung und Zeitschrift“ an der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt, sagte  im vorigen Monat über den Lokaljournalisten:

Wir brauchen keinen „Tamtam-Journalismus“, sondern:

             „Sie beharren stur darauf, dass die Zukunft des Journalismus Journalismus ist?
              Sie wollen deshalb Ihren Lokalteil nicht mit Content, sondern mit Journalismus füllen?
              Sie wollen recherchieren?
              Sind Sie sich sicher? –  Na bitte, dann tun Sie ’s doch;
              Sie werden schon sehen, wohin Sie damit kommen:
              Am Ende macht Ihnen Ihre Arbeit Spaß!“

Und die Arbeit macht uns, EN-Mosaik,  im Gegensatz zu vielen lokalen Kollegen noch Spaß. Und Journalismus hat nichts mit diesen ewigen Ankündigungen der Ennepetaler Stadtverwaltung zu tun. Es ist eine Schande, wenn man die Internetseite von Ennepetal sieht, die ja ein Bild der Öffentlichkeistarbeit abgeben soll. Sie war und ist nur für den Bürgermeister da, der gutes tut und sich dabei ablichten lässt. Und das ist es, was der Stadtverwaltung nicht passt. Lokale Presse heißt unkritische Presse, die sich in den großen Chor „Ennepetal ist schön“ und „unser Bürgermeister ist der Schönste“  einreihen sollte. Oh mein Gott, was ist das nur für eine 14 Millionen Truppe auf ihrer Insel der Glückseligen. Meinen die etwa wir wollten auch noch an ihren vollen Fleischtöpfen Platz nehmen und dieser edlen Gesellschaft etwas weg nehmen? Nein, dies würde uns sicher niemals bekommen. Lasst bitte die lokalen Kollegen ran.

 
Der neue Arbeitsplatz für EN-Mosaik
  In der letzten Sitzung des Hauptausschusses hatte dies seine Folgen. Ab sofort gilt, der Kollege gehört zur „lokalen Presse“ und EN-Mosaik gehört zu  „Internationale Medien“. Frau Velten-Franke vom „Amt des Bürgermeisters und des Rates“ gab denn über diese organisatorische Änderung auch sofort Auskunft. Mit vor der Brust verschränkten Armen, Abwehrhaltung, man kann ja nie wissen bei diesen Leuten mit einer eigenen Meinung. Man wolle EN-Mosaik einen nunmehr ausreichenden Platz einräumen, deshalb auf der einen Seite der Tisch für die „lokale Presse“ mit der Verwaltung und auf der anderen Seite der Tisch „Internationale Medien“ freistehend. 

Und jetzt wird es peinlich. „Internationale Medien“ als Begriff ist klar in Abgrenzung definiert.
„Internationale Medien“ sind FAZ, Welt, Sueddeutsche Zeitung oder das Handelsblatt, dazu kommen noch ARD, ZDF aber auch die RTL Nachrichten wie auch das Feld der Agenturen für Deutschland. Es sind reine Qualtätserzeugnisse unserer Presse, wobei andere Staaten dementsprechende Presserzeugnisse vorweisen können. In den USA werden sogar die Online Medien wie die hervorragende „The Huffington Post“ die jetzt gerade den renommierten Pulitzer-Preis  für ihre Arbeit bekommen hat als „Internationale Medien“ geführt. Und dazu gehört nach Meinung der Stadtverwaltung jetzt EN-Mosaik auch dazu. Wir fühlen uns geschmeichelt und geadelt. Aber, was machen wir jetzt mit der „lokalen Presse“? Sie wissen doch, jetzt kommt das mit dem „Licht und Schatten“. Hat die Stadtverwaltung also mit dem Gedanken gearbeitet, die lokale Presse ist keine Qualitätspresse? Man sollte dies schon konsequent zu Ende denken. Denn danach ist die lokale Presse der WAZ Gruppe als Empfänger und Überbringer von städtischen Verlautbarungen degradiert worden. So kann es gehen wenn man nicht zu ende denkt. Wie peinlich.
Aber hat unsere Stadt schon einmal ein Fettnäpfchen ausgelassen?

Jürgen Gerhardt für EN-Mosaik aus Ennepetal