Die paar Einzelhändler bekommt Ennepetal auch noch weg

Vorstellung "Heimathandel" im Wirtschaftsausschuss Foto: (c) Linde Arndt

Vorstellung „Heimathandel“ im Wirtschaftsausschuss Foto: (c) Linde Arndt

 

[jpg] Wird Ennepetal denn nie klug? Da stellt sich ein Herr Widal aus Gevelsberg mit seinem Heimathandel im Wirtschaftsförderungsausschuss vor. Mit seinem Heimathandel will er für die restlichen Ennepetaler Einzelhändler eine Plattform unter eben diesem Heimathandel bereitstellen.

Als Serviceleistung und Gimmick oder ist es gar ein Feature wird ein 360 Grad Panoramabild angeboten. Mit dem Mauszeiger oder bei Touchscreen kann der Besucher sich Teile aus dem Angebot virtuell herausziehen um zu sehen, hat der Einzelhändler dieses Produkt für mich, ja oder nein. Meinetwegen ein Hemd, das der Einzelhändler hat, nur welche Farbe, welche Größe oder gar welche Form erfahre ich nicht. Was also hat der User für einen Nutzen? Er muss trotz Internet und 360 Grad Bild zu den Geschäftszeiten den Einzelhändler aufsuchen.

Nun, bleibt die Konkurrenz im Internet ja nicht stehen, bis sich der Ennepetaler Einzelhändler an die digitale Zeit heran gerobbt hat. Das 360 Grad Angebot gibt es schon lange, nur für einen kleinen Händler ist es, wenn es richtig gemacht wird, zu teuer. Aber das Spiel ist ja noch nicht zu Ende. Wenn der Händler jetzt diesen 360 Grad Internetauftritt erstellt hat, hat er immer noch einen Nachteil gegenüber dem Online Händler der an 7 Tagen 24 Stunden seine Pforten geöffnet hat. Und das mit einem angeschlossenen Warenwirtschaftssystem, heißt, jederzeit gibt der Internethändler Auskunft ob die Ware an Lager ist und am nächsten Tag ausgeliefert werden kann. Das sind Standards im Internet. Viele Händler versuchen sich im Internet, scheitern aber immer an den Regeln des Internets und bieten etwas an was es so schon überall gibt. Man könnte meinen, die Händler wollen nichts über die Befindlichkeiten ihrer Kunden wissen.

Vortrag Nils Widal zum Thema "Heimathandel" Foto: (c) Linde Arndt

Vortrag Nils Widal zum Thema „Heimathandel“ Foto: (c) Linde Arndt

Herr Widal bietet dann drei Pakete seiner Leistung an, 120,–€, 400,–€ oder 900,–€, wovon ein dicker Batzen an Schulung drauf geht. Was er verschweigt, solche Systeme müssen wenn sie funktionieren sollen, gepflegt werden und das erfordert einen gehörigen Personalaufwand.

Dann spricht der gute Herr Widal von Programmierungen die  – wenn die Einzelhändler zusammen kommen –  gemacht werden sollen. Nun, heimathandel.de ist so wie unsere Redaktion das sieht ein CMS oder Redaktionssystem, welches tausendfach als Opensource im Internet kostenfrei herunter geladen werden kann. In der Regel wird das in PHP Script mit einem bisschen Java gecodet und bei Aufruf in Html geparst. Der dann zu machende Aufwand ist genauso groß wie der Aufwand im Zusammenhang mit den angebotenen Schulungen. Wer lesen kann, ist klar im Vorteil.

Dann spricht der gute Herr Widal von Datenbankprogrammierung, mit welcher Datenbank der Heimathandel arbeiten will, dass verschweigt er allerdings. Und wenn Datenbank, dann ist die Frage, wofür? Einen Shop will er nicht, ja er will noch nicht einmal Artikelunterteilungen mit Beständen, so sein Reden. Der Händler hat Wein und gut ist? So geht es nicht. Händler sind in ihrer Produktsortierung schon etwas besser aufgestellt als Herr Widal das so sieht. Oder sollte das ein Angebot sein, welches einige Händler in eine Falle locken sollte?

Fakt ist, die Einzelhändler haben sich in den letzten Jahren neu aufgestellt, sie gehen inzwischen zu 50% stationär und zu 50% online ihrem Gewerbe nach.

Einige Einzelhändler erinnern sich noch an die Firma Boldt aus Hagen die der damalige Bürgermeister Michael Eckhardt mit seinem Beigeordneten und Wirtschaftsförderer Wilhelm Wiggenhagen empfohlen hatte. Es sollte nur eine Datenbank im Internet (EN-Mosaik schrieb darüber Link: http://en-mosaik.de/ennepetal-muss-ab-sofort-schon-geredet-werden/) sein, wofür, keiner wusste das, nur es sollte was besonderes sein. Klar war es was besonderes, es war eine besondere Geldschneiderei die den Ennepetaler Einzelhändlern eine Stange Geld gekostet hatte.

Ach ja, die Firma Boldt gibt es nicht mehr, warum wohl?

Ennepetal sollte gelernt haben und sich endlich in eine Jetztzeit begeben in der man konkurrenzfähig sein kann.

 

Was sonst noch zu bemerken war.

In der gleichen Sitzung wurde unter Punkt 8.2 der Tagesordnung ein Vorbescheid für den Neubau von Büro- und Sozialräumen abgehandelt. Solche Punkte werden in der Regel vom Ausschuss zur Kenntnis genommen und gut ist. Trotz allem schließt eine Kenntnisnahme keine Verantwortung aus. Wenn juristisch die Kenntnisnahme einen Schaden nach sich zieht, kann der einzelne dafür unter bestimmten Bedingungen zur Rechenschaft gezogen werden.
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Dieser Neubau von Büro- und Sozialräumen geschieht auf einem Boden der in einer Bodenanalyse aus dem Jahre 1991 erhöhte Gehalte an Blei, Chrom, Cyaniden sowie Polyzyklische Aromatische Kohlenwasserstoffe aufweist, die gemessenen Werte können deutlich höher sein, da nur punktuell gemessen wurde. Die Bodenluft weist ebenfalls erhöhte Werte von chlorierten Kohlenwasserstoffen auf, besonders Tetrachloreththylen und Chloroform. Eine Gefährdung des Menschen ist daher nicht auszuschließen, so die Untersuchungen aus dem Jahre 1991.

Der Verfasser verweist auf die zu schließenden Erkenntnisse die zu berücksichtigen sind und empfiehlt sich mit dem EN-Kreis der Bodenschutzbehörde abzustimmen.

 

Im Klartext: Die gefundenen Stoffe, wie Cyanide, sind hochgiftig oder krebserregend wie im Falle von Chrom welches auch zellverändernd ist und kann zu Erbgutschäden (DNA) führen. Ich spare mir die die Beschreibung der Gesundheitsrisiken der restlichen Stoffe.

Wieso der Ausschuss hierzu kein neutrales Gutachten angefordert hatte ist mir unverständlich und darüber hinaus unverantwortlich. Die Zuständigkeit für die Bodenlast liegt zwar bei der unteren Bodenschutzbehörde des EN-Kreises, im Falle einer Verantwortlichkeit im Hinblick eines auftretenden Gesundheitsschadens, z. Beispiel durch spielende Kinder, liegt die Verantwortung auch bei dem Rat der Stadt Ennepetal. Der Ausschuss für Stadtentwicklung und Wirtschaftsförderung hätte zumindest seine Bedenken zu Protokoll geben müssen um damit teilweise von der Verantwortung im Eventualfall verlustig zu sein.

Der Stadtrat hat in hohem Maße Verantwortung für seine Bürger, diese Verantwortung zeigt sich dadurch, dass er, der Stadtrat, Informationen zur Entscheidung oder Kenntnis vorgelegt bekommt.

 

Jürgen Gerhardt für EN-Mosaik aus Ennepetal