Zwei-Klassen Verein beim TUS Ennepetal?

[jpg] 100 Jahre ist er geworden der TUS Ennepetal e.V. Nun haben solche Feierlichkeiten eine eigene Dynamik. Auf der einen Seite geht der bestehende Vorstand her und tut so als wenn er diesen Verein die ganzen 100 Jahre durch alle Gefahren geführt hat. Nur, es ist kein Mensch sondern der Zahn der Zeit, wenn etwas so alt wird, das wird es halt von selber.

Jetzt ist der TuS nicht gerade in einer Bundesliga, vielmehr kickt er in der Westfalenliga 2 so um den dritten oder vierten Platz herum. Gegner sind so tolle Vereine wie der TuS Erndtebrück 1895, 1. FC Kaan-Marienborn 07 oder TuS Eving Lindenhorst, also alles Vereine die "jeder" in Deutschland kennt.

Nun machten wir uns am  24.5.2011 um 18:45 Uhr auf den Weg um zu sehen was dort am Bremenplatz so los ist. Wer wird das 100 Liter Fass anstechen und was gibt es zu essen. Nun, aus dem 100 Liter Fass wurde nichts, es war nur ein, ich schätze mal, 30 Liter Fass, welches von dem Vorsitzenden des TuS Michael Peiniger unter tatkräftiger Hilfe des Geschäftsführer der SPAX International GmbH & Co. KG Dipl.-Kfm. Michael A. Thomas und Wilhelm Wiggenhagen angestochen wurde.

         
     

Es klappte auch nach ein paar Schlägen einwandfrei. Dieses Fass, welches nun mehr ein Fässchen war, wurde nun von den drei Herren eifrigst entleert und unter die Leute gebracht. Leute?

Es waren so an die 250 Anwesende. Marc Schulte der ewige Reichenbach Gymnasiast, meinte es wären 1.400 Leute.

          
  Foto der Besucher kurz vor Anstich des Fasses                                                                          Foto: © Linde Arndt  

Vorher sind wir unter die Besucher  gegangen um zu erfahren wer da so alles mit dem TuS feiert. Es waren die einfachen Vereinsmitglieder, die immer treu und brav für den Verein ihren Mann/Frau standen und stehen, die nicht lange reden, sondern zu packen. Es sind die Leute, die das Rückgrat eines jeden Vereins ausmachen. Allerdings finden die sich anscheinend nicht unter den 270 Leuten die am Samstag im Haus Ennepetal das vier Gänge Menu genießen dürfen. Wollen wir wetten, dass sehr viel Ratmitglieder eingeladen wurden. Man nennt das Pflege der politischen Landschaft. Und das ist wichtig, die Ratsmitglieder sollen ja noch die Investitionen für das Bremenstadion bewilligen. Der Wein der zu den einzelnen Menugängen gereicht wird war zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht bekannt. Was soll es.

Die sogenannten Leckereien auf dem Vereinsgelände, waren eine Bratwurst für 1,50 Euro und Putengeschnetzeltes (wahlweise mit Ketchup Soße) für 2,00 Euro. Das reicht ja für so einfache Leute, wie einen Platzwart.

          
  v.l.: Michael Peiniger / Marc Schulte / BM Wilhelm Wiggenhagen / Michael A. Thomas           Foto: © Linde Arndt
 

Als der Vorsitzenden des TuS Michael Peiniger auf die Bühne trat, fiel ihm zu seinem TuS nur ein, dass es eine Broschüre gibt in der man über die 100 Jahre TuS alles nachlesen kann. Toll. Wilhelm Wiggenhagen geriet ins schwärmen als er von der "RSV Altenvoerder Zeit" erzählte als er regelmäßig gegen den TuS verloren hatte. Toll. Und Michael A. Thomas von der Firma SPAX wusste von dem Glücksfall TuS zu erzählen, der der Firma SPAX nicht nur einen regelmäßigen regionalen Marketing Transfer erbrachte. Auch toll.

Nun wissen wir, dass die offizielle 100 Jahr Feier am Samstag, 28.5.2011 vor geladenen 270 Gästen stattfindet. Dort wird von den Söhnen der Familie Peiniger eine 100 jährige Zeitreise vorgeführt. Die Söhne der Familie Peiniger sind genau wie die Eltern sehr geschäftstüchtig in dem sie mit ihrer Firma Pemedia die Feierlichkeiten am Samstag gestalten. Sicherlich nicht als Non Profit Job. Wofür hat man denn einen Verein?

Ich habe ja nichts gegen gute Geschäfte, nur, ich habe etwas gegen Geschäfte mit einem Beigeschmack. Der TuS hat durch die Stadt viele Zuwendungen erhalten und wird diese Zuwendungen auch sicher weiterhin erhalten. Fußball ist nun einmal eine Droge. Nur wenn er diese Zuwendungen nicht erhalten würde, hätte er wie alle anderen Vereine dieser Größenordnung sich "nur" eine etwas kleinere Vereinsfeier leisten können. Rund 700 Mitglieder hat der TuS Ennepetal, alles in der Regel einfache normale Leute, da wäre am Wochenende zusammen gefeiert worden bis die Schwarte kracht. Und zwar ohne 4 Gänge Menu. Ist das jetzt Neid? Nein, es ist reine Wut von mir. Da werden auf der einen Seite Ausgaben der Stadt im sozialen Bereich zurück gefahren, als Beispiele seien die Schulen, die Senioren oder die Spielplätze genannt. Und auf der anderen Seite wird ein drittklassiger Verein nach Strich und Faden gepäppelt, der dann in einem Anflug von Höhenflug 270 Gästen ein 4 Gänge Menu mit passendem Wein vorsetzt. Wohl gemerkt, es ist ein kleiner Verein, wie der oben genannte TuS Erndtebrück 1895 und die feiern zusammen mit Freunden in einem großen Zelt, ohne 4 Gänge Menu und Weinfolge.

Die oben genannte Bratwurst und das Putengeschnetzelte (mit einer anständigen Soße!) hätten es auch getan.

Kein Wunder wenn die Leute eine Staatsverdrossenheit an den Tag legen.

Jürgen Gerhardt für EN-Mosaik aus Ennepetal