Wenn Harmonien verschmelzen

v.l.: Daniel und Anton Gerzenberg im Schwelmer Ibachhaus Foto; (c) Linde Arndt

Daniel und Anton Gerzenberg im Ibachhaus Foto; (c) Linde Arndt

[la] Wenn das Klavier-Festival Ruhr ins Ibach-Haus Schwelm einzieht und vor dem Gebäude das „Rote Klavier“, das Wahrzeichen dieser Konzerte, etabliert ist, warten viele Kunst- und Kulturinteressierte der Region auf einen genußvollen Abend. Ulrike Brux, als Initiatorin, hat auch  im Jahr 2015 wieder  für zwei Auftritte Sponsoren gewinnen können, die davon überzeugt sind, daß es wieder – wie in den Vorjahren – eine  kulturelle Bereicherung für Schwelm und die Nachbarstädte  ist.

So fand im Ibachhaus das Konzert der Gebrüder Daniel und Anton Gerzenberg statt, welches ein absoluter Hörgenuss für alle Anwesenden wurde. Wenn sich zwei Personen ein Klavier teilen – meist sind es Ehepaare oder Geschwister – setzt das Zusammenspiel
eine besondere Koordination und ganz besonderes Können voraus.

Die Zuhörer erwarteten folgende Kostbarkeiten:
Gabriel Fauré |Dolly Suite op. 56
Franz Schubert |Fantasie für Klavier zu vier Händen f-Moll op. 103 D940
Wolfgang Amadeus Mozart |Sonate für Klavier zu vier Händen in D-Dur KV 381
Sergej Rachmaninow |Sechs Stücke für Klavierduo op. 11

Virtuoses Zusammenspiel der Gebrüder Gerzenberg  am Konzertflügel  Foto: (c) Linde Arndt

Virtuoses Zusammenspiel der Gebrüder Gerzenberg am Konzertflügel Foto: (c) Linde Arndt

Die Dolly Suite op 56 von Gabriele Fauré ist ein Kleinod, welches Fauré für seine Tochter komponiert hatte. Sanft und liebevoll fängt es im ersten Satz „Berceuse“ an, wobei die Übergänge etwas holprig bei den Gebrüdern erschienen, was allerdings auch der Akustik geschuldet sein könnte. Im fünften  „Tendresse“ Satz waren die Gebrüder mit der exzellent ausgehörten Chromatik mit der Akustik klar. Im letzten, sechsten Satz „Le pas espagnol“ waren sie in ihrem Element, voller Spannung und Tempo war hier ihr Spiel. Der Wechsel zu der jetzt folgenden Fantasie für Klavier zu vier Händen f-Moll op. 103 D940 von Franz Schubert war ziemlich groß. Die beiden Brüder malten  vom ersten Satz „Allegro molto moderato“ein sehr schönes Klangbild, wehmütig und letztendlich tragisch endend. Auch wurden die barocken Punktierungen sehr schön herüber gebracht, die gut in die Triolenbegleitung mündeten. Sehr schön wie das Hauptthema sich zu letzt schließt und das Unterthema noch einmal leise erklingt. Trotz ihrer Jugend haben die beiden Brüder die Lebenserfahrung eine so emotional aufgeladene Fantasie zu spielen. Während des Spiels kamen unweigerlich die Melodien der Winterreise von Schubert in den Sinn.

Nach der Pause ging es weiter mit Mozart. Die Sonate für Klavier zu vier Händen D-Dur KV 381 komponierte Mozart mit 16 Jahren, wobei er mit seiner Schwester „Nannerl“ damals dieses Spiel mit vier Händen vervollkommnend hatte. Den beiden Brüdern merkte man auch an, dass sie mit diesem Stück eine gewisse Heimat hatten. Sie spielten, fühlten sich im variieren der Haupt- und Seitenthemen wie zuhause. Alles mündete dann in den letzten Satz der die Gebrüder in eine augenscheinliche  Spiellaune versetzte. Sehr schön und harmonisch ging es jetzt zu. Und nun mussten die Gebrüder Gerzenberg zeigen was in ihnen steckte. Sechs Stücke op 11 für Klavier zu vier Händen von Sergej Rachmaninow standen auf dem Programm. Deutete Schubert inhaltlich nur einen Weg an, Rachmaninow gibt ihn klar vor. Beginnend mit der „Barcarolle“ die still und erhaben von den Brüdern gespielt wurde, das „Russische Thema“ war der Wolga nachempfunden und zu guter letzt „Slava (Ruhm)“. Daniel und Anton Gerzenberg spielten sich in ein Gefühl hinein, was sicher dem Thema geschuldet ist. Modest Mussorgskij wird hier von Rachmaninow zitiert, das Pathos war zwar nicht zu verkennen, hätte aber gut etwas stärker und pointierter ausgeführt werden können. Denn die Slawische Seele überzieht immer etwas wenn es um den Patriotismus geht, es ist eine Ausdrucksform die wir heutigen Mitteleuropäer nicht mehr kennen. Die Gebrüder Gerzenberg hatten jedoch ganz und gar die erzählende Form erkannt und wunderbar interpretiert.

Lang anhaltender freundlicher Beifall war die Belohnung, was die Gebrüder Gerzenberg mit zwei Zugaben erwiderten:

Maurice Ravel: Le jardin féérique aus: Ma mère l`oye
Sergej Rachmaninow: Walzer aus: Sechs Stücke op. 11
Beide bekamen den obligatorischen Blumenstrauß vom Veranstalter überreicht.
Prof. Franz Xaver Ohnesorg   Foto: (c) Linde Arndt

Prof. Franz Xaver Ohnesorg Foto: (c) Linde Arndt

Am Ende dieser wunderbaren Darbietungen setzten sich die Gäste  des Klavierfestivals noch zu einem kleinen Umtrunk zusammen. Professor Ohnesorg nutzte diese Gelegenheit, mit den beiden Brüdern  und ihrer  Familie sich dem erlauchten Kreis anzuschließen.
Sie wurden mit großem Beifall empfangen und Prof. Franz Xaver Ohnesorg dankte den Anwesenden für den großen Applaus. Ebenso dankte er Frau Ulrike Brux, die  immer wieder  für die Künstler nach dem Konzert  in diesem schönen Rahmen eine  familiäre Situation  so herrlich herzustellen weiß.

Er freute sich, daß er den Gästen  die Eltern der beiden vorstellen durfte, die an diesem Abend ebenfalls im Ibach-Haus anwesend waren. Lilya Zilberstein ist eine wunderbare Pianistin und Alexander Gerzenberg ist ein ebenso berühmter Trompeter.

Familiär war auch das Thema des Abends, denn Prof. Franz Xaver Ohnesorg teilte den Anwensenden mit, daß dieses vorerst wohl das letzte Konzert der beiden Brüder sei. Und somit sei es ein Geschenk für Schwelm, wenn beide hier noch einmal ihr Können unter Beweis gestellt haben.
Grund dafür ist, Daniel hat sich seit Langem schon mit Gedichten und Literatur befasst und möchte sich gerne als Schriftsteller weiter bilden.

 „Sie haben heute Abend gemerkt, wie schön es ist, wenn zwei Menschen, die sich gut verstehen, sich ein Klavier teilen und diese innige Musik miteinander spielen. Das kann man bei den Sonaten feststellen und  das ist bei Schubert regelrecht erschütternd, wenn man bemerkt, welche innere Reise da gemacht wird und wie zwei Menschen sich auch trösten und dann diese spielerische Musik von Fauré und auch von Rachmaninow interpretieren.“, so Prof. Franz Xaver Ohnesorg.

Weiter sagte er: „Ich glaube zwar nicht Daniel, dass du es aushältst, ohne diese schöne Musik, die du mit deinem Bruder so viele Jahre zusammen schon machst und ich glaube auch dass eure Mama  viel, viel Liebe in euch beide hinein gesenkt hat so dass es doch wieder weiter geht. Jetzt aber schreib erst einmal schön, vergiß das üben nicht sonst überholt man dich. Und ich hoffe, dass wir uns bald einmal wiedersehen, bzw. wiederhören.“
Und wieder begleitete das Publikum diese Worte mit großem Applaus.

 

v.l.: Prof. Franz Xaver Ohnesorg mit Lilya Zilberstein und  Alexander Gerzenberg, sowie Daniel und Anton Gerzenberg (im Hintergrund Gäste des Klavierfestivals im Ibach-Haus     Foto: (c) Linde Arndt

v.l.: Prof. Franz Xaver Ohnesorg mit Lilya Zilberstein und Alexander Gerzenberg, sowie Daniel und Anton Gerzenberg (im Hintergrund Gäste des Klavierfestivals im Ibach-Haus Foto: (c) Linde Arndt“

 




Und schon bald werden Liebhaber der Klaviermusik wieder auf ihre Kosten kommen, wenn am 22. Juni 2015 um 20:00 Uhr die wahrlich meisterliche Pianistin Hisako Kawamura im Ibachhaus  Melodien von Wolfgang Amadeus Mozart, Frédéric Chopin und Franz Liszt erklingen lässt.

 

Und das sind die Sponsoren:
Autohaus Tepass + Seiz GmbH + Co. KG, DORMA Holding GmbH & Co. KGaA, AVU Aktiengesellschaft für Versorgungs-Unternehmen, Ennepe-Ruhr Kreis, PASS GmbH & Co. KG, Verkehrsgesellschaft Ennepe Ruhr, Vermögensverwaltung Vits Gbr

 

 

 

Linde Arndt für EN-Mosaik aus Schwelm