Einfach nur zuhören und reden, mehr nicht

Gespräche im Garten - Foto: Linde Arndt

Gespräche im Garten – Foto: Linde Arndt

[jpg] In der alten Bonner Bundesrepublik gab es mehrere Gepflogenheiten die Menschen dazu brachte sich anderen Menschen zu öffnen. Miteinander zu reden, Dialoge zu führen um letztendlich sich besser zu verstehen. Rhöndorfer „Teegespräche“ nannte man diese Dialoge, die Konrad Adenauer bis zum Ende seiner Amtszeit gepflegt hatte. Erinnert wurde ich an diese recht sympathische Aktion von Adenauer als wir zum Besuch des Gevelsberger Bürgermeisters Claus Jacobi geladen waren. Jacobi, der auf seinem Grundstück einen eigenen Nutzgarten hat, lud die GärtnerInnen des Bürgergartens an diesem Nachmittag ein. Und es wurde ein Nachmittag mit selbst-geernteten Kartoffeln, Zucchini, Zwiebeln und aus dem Gewächshaus wurden aromatische Tomaten dazu gesteuert.
Schnell kamen sich alle näher im Austausch von Rezepten oder auch wie man was anbauen könnte. Da wurde der Butterkohl, der Eichblattsalat oder auch das Mangold bewundert. Essgewohnheiten wurden mitgeteilt.

Gäste bestaunen die Tomaten im Gewächshaus   Foto: Linde Arndt

Gäste bestaunen die Tomaten im Gewächshaus Foto: Linde Arndt

2011 wurde der interkulturelle Bürgergarten von Annette Bußmann hinter der Schule Alte Geer ins Leben gerufen. Verantwortungsvoll wollte man mit der Natur umgehen. Warum sollte Wasser, was in vielen Ländern einen Mangel darstellt, wie man am Beispiel einer Gurke oder Tomate sehen kann, mit den Ernährungsprodukten um die halbe Welt zu seinem Endverbraucher geschickt werden? So lautete die Frage, die letztendlich zu der Umsetzung dieser Idee führte. Und weil wir nicht alleine auf dieser Welt sind, schlugen sich die GevelsbergerInnen mit Migrationshintergrund (Ein schreckliches Wortungetüm) auf die Seite von Annette Bußmann. Nun sind es bis zu 19 Personen, aus der Türkei, Italien, Thailand oder Ghana sind die Länder aus denen die derzeitigen Gärtner des Bürgergarten kommen.

Es sind Menschen aus den unterschiedlichsten Kulturen, die aber eines gemeinsam haben – die Ernährungsproblematik lösen.

Kartoffel-Ernte  Foto: Linde Arndt

Kartoffel-Ernte Foto: Linde Arndt

So nebenbei erlernt man die deutsche Sprache um seiner Gartenkollegin oder seinem -kollegen den letzten Trick beim Tomatenanbau mitzuteilen. Wie selbstverständlich wurden die geernteten Produkte aus Bürgermeister Jacobis Garten tagesfrisch von Luigi Tirano auf einer Feuerstelle zubereitet. Alle wollten vorher die Kartoffelknollen mit der Hand aus dem Erdboden befreien.
Selbstgebackener Kuchen wurde gereicht und Kaffee, Wasser oder Bier dazu getrunken.

Man kam ins Gepräch über den mal oder noch ausgeübten Beruf, über die Freizeitaktivitäten, die Kinder über die man sich immer Sorgen macht. Man sprach über die Ängste, über die gesellschaftlichen Veränderungen, die bei dem einen zu schnell und bei den anderen zu langsam voranschreiten.

Luigi kocht - Foto: Linde Arndt

Luigi kocht – Foto: Linde Arndt

Niemand bemerkte die unterschiedlichen Kulturen, so war jeder darauf bedacht mit seinem Gegenüber ins Gespräch zu kommen. Und es klappte, kein Krampf, sondern als wenn wir alle uns schon Jahre kannten. So vergingen 3 ½ Stunden wie im Fluge und es war einem als wenn man sich sehr viel näher war als man vorher dachte. Und der Bürgermeister? Claus Jacobi war „nur“ als Mensch da, der einen Garten mit sehr viel Gemüse und ein Gewächshaus mit leckeren bunten Tomaten hat. Und wir alle saßen unter einem riesigen Walnussbaum der seine aufgehenden Früchte zeigte.

So kann man gut interkulturell arbeiten. Und wenn Sie, liebe Leser, Lust verspüren bei diesem interkulturelle Bürgergarten in Gevelsberg mitzumachen, so setzten sie sich einfach mit Annette Bußmann telefonisch in Verbindung.



Jürgen Gerhardt für EN-Mosaik aus Gevelsberg