Es ist zum heulen und peinlich in Ennepetal
FuZo in der Hauptgeschäftszeit Foto: © Linde Arndt |
[jpg] Politik kann man das ja nicht mehr nennen, was hier so in Ennepetal abläuft. Am besten man zahlt den Leuten im Rathaus zeitlebens eine Rente und wir machen unsere Stadt selber flott. Es geht um das leidige Fuzo Thema "öffnen" – "oder nicht".
Dieses Thema wühlt die Einwohner, Politiker und die 14 Millionen Truppe so auf, dass kein vernünftiges Gespräch mehr möglich ist. |
Farbe bekennen war angesagt. Aber nicht nur das, sondern sich mit seiner gesamten Überzeugungskraft für eine Sache einzusetzen. Da heißt es Argumente treffsicher zu setzen und sich den Gegenargumenten zu stellen, um letztendlich eine gemeinsame Lösung zu finden. Man nennt das in der deutschen Sprache, sich einer Diskussion zu stellen. Da braucht es einen guten Moderator ( keinen weichgespülten ) und ausgesuchte Diskussionsteilnehmer für das Pro und das Kontra. Und ein interessiertes Forum, welches sich auch mal spontan auf die dementsprechende Seite begibt um sich zu äußern.
Wenn das richtig organisiert wird ist es für alle Beteiligten ein fruchtbarer, spannender aber auch inspirierender Abend, sofern dies auf den Abend angesetzt wird.
Na ja, eine Voraussetzung traf zu, diese Veranstaltung war auf den Abend angesetzt worden, mehr aber auch nicht. Sie fand im Haus Ennepetal Raum 4 statt.
Wilhelm Wiggenhagen erklärte sich zu Beginn der Veranstaltung zum neutralen Moderator wobei er aber noch erwähnen musste, dass seine Meinung schon feststeht. So sieht also Neutralität aus. Aber das war ja noch nicht alles. Wilhelm Wiggenhagen hatte ja noch mehr auf der Pfanne, wie man eine Bewegung (Fuzo) zum Schweigen bringt. |
Wilhelm Wiggenhagen Foto: © Linde Arndt |
Ulrich Höhl von der Stadtverwaltung trat ganz unverdächtig auf und schilderte mit seinen Folien die Entstehung der Fußgängerzone vom ersten Gedanken bis zur Fertigstellung.
Dann traten aber die Herren Thomas Schulte, Geschäftsführer von der VER, Herbert. A. Dabringhaus von der SIHK und Klaus Willmers von dem Einzelhandelsverband auf und hatten alle nur eine Botschaft. Die Fußgängerzone sollte nicht zurück gebaut werden oder einem irgendwie gearteten motorisierten Verkehr übergeben werden. Und was für Argumente. Da wurde von Einzelhändlern gesprochen die man sich ja besorgen könne. Oder auch gut, man müsse eine „Immobilien- und Standortgemeinschaft“ bilden, was in anderen Städten doch funktionieren würde. Die geballte Kompetenz dieser drei Herren schlug auf die etwa 120 Leute ein. Alle mit der Botschaft: Leute seid doch vernünftig, die Fuzo ist so in Ordnung. Und immer mit den Kommentaren des Moderators versehen. Jetzt musste einem der Verdacht kommen, wieso hat Wilhelm Wiggenhagen die Moderatorenfunktion? Ganz einfach. Er und nur er führte die Veranstaltung in seine Richtung, er hatte die drei eingeladen. Und es waren keine Kontraleute eingeladen worden. Warum wohl? Und dann, kam das Sahnehäubchen dieser Veranstaltung.
Experten der Fuzo Fotos: © Linde Arndt |
Stephan Langhard von der Stadtverwaltung erläuterte mal kurz seine Sicht aus der rechtlichen Ecke. Sie raten sicher welche Sichtweise vorlag – es geht nicht (der Rückbau oder die Öffnung der Fuzo). Thomas Pflug von der Stadtverwaltung erläuterte seine Sicht aus dem Bereich Strassenbau. Zu welcher Konsequenz kam Herr Pflug? Richtig! Die Fuzo sollte Fuzo bleiben. Und zu guter letzt kam auch noch der oberste Citymanager Ulrich Schilling zu Wort. Klar, auch er war für die Fuzo. Da wurde von Kosten gesprochen die auf die Stadt zukämen, Busverkehr und Lastverkehr der wieder durch die Voerder Straße rauschen würde. So wurde ein riesiger Berg aus Angst, Inkompetenz und Ohnmacht bei den Anwesenden aufgebaut.
Es war nun so 1 Stunde vergangen, als der Moderator (siehe oben) auf eine Diskussion erkannte. Die Wortmeldungen waren: Wir könnten die Ennepe durch die Fuzo fließen lassen und Gondeln einsetzen um den Tourismus zu stärken (so die Vision), die Fuzo sollte doch öfter gesäubert werden, der Wasserlauf wird zu oft gereinigt oder repariert oder die Marktstände stehen auf den Wasserspielen, und, und, und…
Und die 120 Zuschauer bis auf 2 oder 3 blieben in dem Bereich den die 14 Millionen Truppe sicher bewältigen kann.
Die Veranstaltung war übrigens nicht als Diskussion angekündigt worden, vielmehr wurde sie als Informationsveranstaltung benannt. Das sich überhaupt ein paar Leute meldeten war bei der meines Erachtens gelungenen Manipulation des Veranstalters ein Wunder.
Was bleibt?
Wilhelm Wiggenhagen ist es meines Erachtens wieder mal gelungen sich vor einem Dialog mit seinen kritischen Bürgern zu drücken. Meines Erachtens war dies eine Inszenierung die eine Stadt wie Ennepetal nicht nötig hat. Wenn die „14 Millionen Truppe“ in solch eine Trickkiste greifen muss, nimmt sie der Stadt ihre Würde. Eine Stadt mit Würde lebt von und mit seinen Bürgern, sie lebt aber auch im Dialog, indem die Stadtverwaltung die Sorgen und Ängste der Bürger ernst nimmt. Und diese Veranstaltung zeigte nur eines, die Arroganz der Macht, wobei diese nun mehrfach gezeigten Verhaltensweisen einfach nur noch als peinlich anzusehen sind.
Und so war es nicht verwunderlich, dass für diese Inszenierung am folgenden Tag im Ausschuss für Stadtentwicklung und Wirtschaftsförderung unter Top 6 „Innenstadtentwicklung Milspe“ zu finden war. Und als der Top 6 aufgerufen wurde, wusste der oberste Citymanager Ulrich Schilling von Aktionen zu berichten die es demnächst geben würde.
Tja, der ehemalige Wirtschaftsförderer Wilhelm Wiggenhagen, die ehemalige Wirtschaftsförderin Brigitte Drees und der jetzige Wirtschaftsförderer Ulrich Schilling haben schon soooo viel angekündigt. Es kann aber auch sein, dass Wilhelm Wiggenhagen die Führung über die Wirtschaftsförderung weiter behält. Wirtschaftsförderer hört sich doch viel besser an. Oder?
Und was blieb nach den Ankündigungen?
Die Einzelhändler (Wir hatten einmal 172), die Kunden aber auch die Bewohner kehren der Stadt den Rücken. Sie gehen nach Gevelsberg, Schwelm und Wuppertal nachzulesen in der Wanderungsstatistik des Landesamtes.für Statistik.
Ach ja, und demnächst fährt ein Bus der VER mit der Dachmarke „Mein Ennepetal“ bemalt durch den Kreis. Ist das nicht süß? Übrigens nebenbei bemerkt, wer bezahlt das eigentlich? Sind wir nicht in der Haushaltsicherung?
Jürgen Gerhardt für EN-Mosaik aus Ennepetal