Es ist ein positives Image, womit die AVU im EN-Kreis wahrgenommen wird

AVU Vorstand Dipl.-Volkswirt Uwe Träris und Prokurist Hans-Jörg Beckmänning Foto: (c) Linde Arndt

[jpg] 80% Marktanteil kann die AVU (AVU Aktiengesellschaft für Versorgungs-Unternehmen) in ihrem Verbreitungsgebiet vorweisen. Das ist gut, wenn man die dynamischen Aktivitäten aller Versorger in Europa betrachtet.

Die AVU ist ein regionaler Versorger im EN-Kreis mit rund 300.000 Bewohnern. Strom, Gas und Wasser sind die Produkte mit denen die AVU die Bewohner versorgt. Nun ist die AVU eine AG, die nach dem Aktiengesetz seine Bilanz veröffentlichen muss.

Vorstand Dipl.-Volkswirt Uwe Träris und der kaufmännische Prokurist Hans-Jörg Beckmänning trugen ein Ergebnis vor, welches widersprüchliche Aussagen zuließ. Um es vorweg zu nehmen der AVU geht es gut und da wo es ihr nicht so gut geht, ist das auf die Umwälzungen auf dem Versorgermarkt zurück zu führen.

 

Einige Bilanzzahlen

14,4 Millionen Euro hat die AVU 2016 an seine Shareholder verteilt, die Verteilung wurde durch den Vorstand angeregt und auf seine Beteiligungsgesellschaften, Innogy SE (Essen), EN-Kreis, Stadt Gevelsberg, Stadt Schwelm und Stadt Ennepetal einstimmig beschlossen. Je Aktie gab es 1,– Euro, so das Ziel, wobei die Rücklage herhalten musste.

Nun kann man den Gewinn als zu hoch einstufen aber man kann ihn auch zu niedrig einstufen, je nachdem welchen Bezug man nimmt. Zu hoch ist der Gewinn zu bewerten, wenn die Beteiligungen zu einer derart exorbitanten Dividende bei den vorgenannten Beteiligungsgesellschaften führt. Zu niedrig ist der Gewinn, weil der Kapitalbedarf durch die vor der Tür stehende Energiewende erheblich sein dürfte.

 

Perspektivisches

Belgien wird wahrscheinlich seine Atommeiler innerhalb der nächsten Jahre (2025) abschalten, genauso wie die Schweiz. Frankreich wird seinen Atomstrom bis 2025 auf 50 % herunterfahren, von den 58 Meilern könnten demnach bis zu 15 Meiler abgeschaltet werden. Es sind noch andere EU Staaten die die Energiewende, also den Ausstieg vom Atomstrom eingeläutet haben.

Im Norden unseres Landes wird z.Zeit ohne Ende Offshore Strom produziert, der nur bis Hamburg kommt und dort nicht verbraucht werden kann oder von dem europäischem Leitungsnetz nicht abgenommen wird.

Das europäische Leitungsnetz wird seit Jahren neu geplant und konfiguriert, der ehemalige Energiekommissar Günther Oettinger war diesem Amt nicht gewachsen, so dass das europäische Netz nicht zu Ende gedacht wurde, geschweige denn geplant wurde. Maroš Šefčovič (Slowakei) leitet jetzt das Energie Kommisariat.

Und Deutschland? Nach der Katastrophe von Fukushima hat die Regierung Merkel den Ausstieg vom Ausstieg beschlossen. Die Energiewende spricht aber auch davon sich von den fossilen Brennstoffen in Gänze zu verabschieden. Ob das nun Braunkohle oder Steinmkohle ist, diese Kraftwerke haben nun mal einen exorbitanten CO2 Ausstoß der den Klimazielen die im Zusammenhang mit dem COP 21 eingegangen wurden entgegenstehen.

Was haben wir jetzt? Wir haben mehrere Offshore Felder mit Kapazitäten von mehreren Gigawatt in Betrieb, die Kapazitäten können jedoch noch nicht abgeführt werden, da die Netzkapazitäten fehlen. Ein Riesenproblem. Und, wir haben nicht immer den gleichen Wind. Hier kommt eine Speichertechnologie ins Spiel.

Schwungmassenspeicher, sogenannte Flywheels, stehen als Kurzzeitspeicher kurz vor der Vollendung oder Wind-Wasserstoff-Systeme, die Windenergie in Wasserstoff in Kavernen abspeichern können, die auch in 2 bis 3 Jahren zur Verfügung stehen werden. Beide genannten Speichersysteme sollen die schwankende Überschuss-Windenergie der Offshore Anlagen auffangen und bei Bedarf wieder abgeben.

Und was hat die AVU damit zu tun? Nun, die AVU wird weiterhin im EN-Kreis die Versorgung mit Strom, Gas und Wasser gewährleisten, nur die Art und Weise der Versorgung wird sich ändern. Denn es ist eine andere Sache die Energieversorgung mit Wasserstoff Systemen oder mit Schwungmassenspeicher zu gewährleisten. Diese hochkomplexen Speichersysteme erfordern von der AVU Investitionen, deren Höhe heute noch nicht abzusehen sind. Wobei ein typisches 85 GWh System (Kavernenkapazität) schon eine Investition darstellt, vor der dann die AVU stehen würde. Hier gilt es Rückstellungen zu bilden, um dieser Herausforderung kurzfristig gewachsen zu sein.

 

Bewertung der AVU Tätigkeiten

Lassen wir mal einen Blick über den wohlbekannten Tellerrand werfen. Die FunkeMedien Gruppe schreibt einen infantilen Artikel  über die Entstehung und Verwendung des Gewinns über 14.4 Millionen Euro. Der Verfasser versteigt sich in die Forderung, die 14.4 Millionen Euro dafür zu verwenden, um eine Preissenkung durchzuführen. Dadurch wäre die AVU „wieder“ für ihn konkurrenzfähig. Wenn das so einfach wäre; denn haben die Beteiligungsgesellschaften kein Recht auf eine Rendite? Sollen sie gar ihr Kapital abziehen, um anderweitig eine Rendite zu erwirtschaften? Und was ist mit den langfristigen Unternehmenszielen, die sich durch die vorgenannten Perspektiven ergeben? Was ist mit den Investitionen in die Strom- oder Gasnetze die durch regionale Unternehmen erbracht werden und von der AVU bezahlt werden? Und was ist mit den kulturellen und sozialen Aktivitäten der AVU in der Region, sollen die eingestellt werden?

Eine Bilanzbetrachtung erstreckt sich nicht nur auf die Höhe der Bilanzsumme oder den ausgeworfenen Gewinn, vielmehr betrachtet man auch den Wert eines Unternehmens für die Gesamtgesellschaft in dem Bereich (örtlich oder Bereich) , wo es tätig ist.

Da sind die 470 Arbeitnehmer, einschließlich der 21 Auszubildenden, die der AVU direkt zugeordnet werden können. Zu diesen 470 Arbeitnehmern kommt nochmals in etwa die gleiche Anzahl außerhalb, die durch die Tätigkeit der AVU generiert werden. Wenn der Verfasser dieses Artikel ein Problem mit seinem Netz hat, so kommt die AVU ins Spiel um dieses Problem zu lösen, nicht sein derzeitiger Versorger, der irgendwo seine Zentrale hat. Die Reaktions- und Ausfallzeiten sind äußerst gering für diese Branche, nicht bei dem Vertragspartner, sondern bei dem örtlichen Versorger AVU.

 

Am Gemeinwohl sich orientieren

Die deutsche Wirtschaft steckt mit drei Sektoren in einer tiefen Vertrauenskrise. Die Großbanken die durch tiefgreifende Manipulationen aufgefallen sind, die Autoindustrie die wahrscheinlich durch Kartellabsprachen und Betrug bei den technischen Angaben ihrer Dieselmotoren in Verruf geraten sind und die Fleischindustrie die durch Niedriglöhne und Massentierhaltung Qualitätsstandards gerade mal einhalten kann. Hinter „Made in Germany“ steht nicht mehr zwangsläufig eine Qualität, der man blind vertrauen kann. Die Frage ist doch: Warum hat das Wirtschaftssystem versagt und versagt noch immer? Die Antwort: Ja, es gibt ein starkes systembedingtes Versagen. Und das liegt an der Orientierung, die der derzeitigen Wirtschaft zugrunde liegt. Nicht für den Konsumenten oder Menschen arbeitet die Wirtschaft, vielmehr ist sie zum reinen Selbstzweck geworden. Die Orientierung ist nur auf die Höhe von Gewinn und Umsatz gerichtet. Andere Kriterien werden total vernachlässigt. Und dies seit Jahren.

Hier ist die Frage, ob es andere Kriterien gibt, die es möglich machen ein Ergebnis zu erreichen welches die Marktteilnehmer allseits zufrieden stellt, bestimmte Verwerfungen des derzeitigen Wirtschaftssystems vermeidet. Und hier kommen wir auf die seit Jahren geführte Diskussion der Gemeinwohl-Wirtschaft. Diese Gemeinwohl-Wirtschaft ist inzwischen so weit gediehen, dass über 2.000 Unternehmen eine Gemeinwohl-Bilanz anfertigen. In der Regel sind es mittelständige Unternehmen mit an die 500 Mitarbeitern, die sich diesen Regeln einer Gemeinwohl-Bilanz, neben einer derzeitigen Finanzbilanz nach den gesetzlichen Vorgaben unterwerfen. So käme man mittelfristig in eine gesellschaftliche Diskussion die die notwendigen Reformen an das derzeitige Wirtschaftssystem adressieren würde.

Die AVU würde bei Betrachtung seiner Bilanz ohne Probleme eine positive Gemeinwohl-Bilanz erstellen können. Ziel wäre es die positive Stellung der AVU am Markt zu verbreitern und zu erhöhen, die dann zu einem Mehrwert gegenüber den Mitbewerbern führt.

 

Epilog

Der ehemalige Bundespräsident Roman Herzog hatte Recht, als er in seiner Adlon Rede von einem Ruck sprach, der durch die Gesellschaft gehen sollte. Nur wer sollte diesen Ruck als Erster ausüben? Die Autoindustrie? Wohl kaum. Herzog meinte, es ist jeder von uns aufgefordert diesen Ruck auszuüben, sprich diesen Mut zu haben.

Die AVU hat einen grundsoliden Geschäftsbericht, nebst einer Bilanz 2016, vorgelegt. Applaus!

Die Energiewirtschaft steht aber vor strukturellen Veränderungen die die Versorgung dieser Branche grundlegend verändern wird. Das bedeutet, heute müssen schon Wege eingeschlagen werden, die die zukünftigen Strukturen der Energieversorgung erkennen lassen.

Deshalb sollten wir uns nicht nur zu einer regionalen oder lokalen Betrachtung unserer Unternehmen hinwenden, sondern vielmehr kann auch die AVU einen mutigen Schritt nach vorne tun, der auf andere Unternehmen inspirierend wirken könnte.

 

Jürgen Gerhardt für EN-Mosaik aus Gevelsberg