Ennepetal aus Fehlern lernen? Niemals.

[jpg] Das Jahr ist wieder um. Und wie es so ist werden alle etwas besinnlich und müssen uns dann erklären wie alles so schön gewesen war. Wenn etwas dumm gelaufen war, so hatte man grundsätzlich nichts damit zu tun. Fehler machen die Anderen, wir machen alles richtig. Unser Bundespräsident und unsere Bundeskanzlerin werden sich auch noch melden und uns sagen, dass sie mit uns sehr zufrieden sind und wir uns auf einem guten Weg befinden. Es ist halt so, der deutsche Michel ist in Europa der Bescheidenste. Es genügen ein paar Streicheleinheiten von seinen Oberen und schon vergisst er alle Untaten seiner Herrscher. Der deutsche Michel wird gerne beherrscht, eben ein deutsches Gen.

Auch Wilhelm Wiggenhagen mochte sich dieser allgemeinen Lobhudelei nicht entziehen und machte sich bei der letzten Ratssitzung auf, sich selber als auch seine Schäfchen, die Ratsmitglieder und städtischen Bediensteten, zu loben und ihnen Mut zu machen. Damit das auch alle mitbekommen, wurde das ganze bei Frau Nachbarin, (die ja inzwischen eine ausgeprägte Affinität zu den Neonazis entwickelt hat) und auf seiner eigenen Website wo er ja noch immer die Kompetenz zählt, veröffentlicht. Nur Kompetenz und  Akzeptanz leben ganz dicht nebeneinander. Und wie wir das im Jahre 2010 beobachteten hält sich die Akzeptanz für Wilhelm Wiggenhagen in doch überschaubarer Größe.

Wenn man solche Jahresbilanzen jedoch ehrlich abfassen würde, würde man sich auch klar zu seinen Fehlern bekennen, es würde einen menschlich machen.

Wollen wir uns doch einmal dieser Weihnachtsansprache des Wilhelm Wiggenhagen zu wenden.

Und sofort fällt ein ganz dicker Fehler auf, der sicher seinen Machtfantasien entspringt. Er spricht von "parlamentarischen Jahresarbeiten" welche es in einem Kommunalrat nicht gibt; denn ein Parlament ist eine gesetzgebende Institution im Staatswesen. In einem Rat werden jedoch niemals Gesetze erlassen. Gesetze werden im Land oder im Bund erlassen. Es scheint als wenn Wilhelm Wiggenhagen sich zu Höherem berufen fühlt.

Dann geht er auf seine 14 Mio teuere Stadtverwaltung nebst Rat ein indem er ihnen bescheinigt, dass sie doch alles richtig gemacht haben. Er gibt ihnen für die Vergangenheit seinen allumfassenden Segen. Solange sie das machen was er  und seine "Einflüsterer" vorgeben, indem sie die notwendigen Mehrheiten geben, ist alles ok. Wenn die Mehrheiten da sind, kann und darf man sich auch etwas streiten – wie gütig.

Nur was hat die 14 Mio teuere Truppe denn geleistet? Wilhelm Wiggenhagen ergeht sich hier in Allgemeinheiten, Oberflächlichkeiten und weiß nichts Konkretes  vorzuweisen.

Dabei sind die Erfolge doch alle sichtbar.

Das Citymanagement hat dafür gesorgt, dass weitere Einzelhändler Ennepetal verlassen haben.

Es hat mit seinen Events nur spärlichsten Zuspruch erlangt und eine ehemals gute Veranstaltung, wie das Klutertbergfest mit einem negativen Image versorgt. Nachdem Frau Drees 2009 wegen Erfolglosigkeit in 2010 aus der Schusslinie genommen wurde, musste in 2010 Herr Schilling an die   Wirtschaftsfront. Schilling, nach eigenen Angaben ein Sozialarbeiter, und im Jugendbereich nicht gerade erfolgreich, setzte das fort was Frau Drees begonnen hat. Ergebnis: Ende des Jahres haben wir wieder weniger Einzelhändler.
Bei der Bevölkerung sind wieder mehr Einwohner weggezogen als zugezogen und zwar die jungen leistungsfähigen. In diesem Jahr werden wir am 31. Dezember unter 31.000 Einwohner sein. Das schafft Platz für die Alten die nicht wegziehen können.

Dann waren da noch die diversen runden Tische die ins Leben gerufen wurden.
Der Bahnhofstisch: Nach neun Monaten hat man zwar das Gebäude gekauft, weiß aber immer noch nicht was man damit anfangen soll. Wieder wurde Geld vom Stadtsäckel verbrannt.
Der Tourismustisch: Auch hier nur eine marginale Bewegung, nicht einmal eine Bilanz für einen Handlungsrahmen wurde erstellt. Ja, es wurden noch nicht einmal die vielen Vereine und Vereinigungen zur Zusammenarbeit motiviert. Lippenbekenntnisse und Absichtserklärungen, das war alles.

Der Haushalt 2010 war ein Desaster.

Der Kreis konnte diesen Haushalt nicht bewilligen, was letztendlich zu Niggeligkeiten gegenüber dem Kreis führte. Der Kreis müsse bewilligen, weil wir immer soviel Umlage gezahlt haben. Und im Übrigen wäre der Kreis ja nur neidisch weil es den Ennepetalern so gut geht. Dies alles in der Öffentlichkeit.

Eine unsägliche Hängepartie war die Folge. Und, die Stadt Ennepetal musste sich einer sehr teueren Wirtschaftsprüfergesellschaft bedienen. Kompetenz sieht anders aus.

 

Die AÖR wurde gegründet und spülte buchmäßig Geld in die Stadtkasse. Nur, vormals konnten die  Einzelgesellschaften in den eigenen Räumlichkeiten arbeiten, und obwohl das Personal sich nicht verändert hatte, mussten nunmehr neue Räumlichkeiten angemietet werden. Der Stadtsäckel wird es ja bezahlen, wir haben es ja.
Der Integrationsrat: Von der SPD eingetütet, musste dieser eine Ehrenrunde durch den Rat drehen. Herausgekommen ist bis jetzt nichts, ja, es konnten keine wesentlichen nichtdeutsche Ennepetaler motiviert werden. Die letzte Sitzung kann man nur als blamabel und peinlich einstufen. Zeigte diese Sitzung doch ganz klar, dass man von seinen nichtdeutschen Mitbürger nichts aber auch gar nichts weiß.
Ach ja, und da war noch dieser peinliche Auftritt von den Herren Mielchen, Palomba und Peuser aus der 14 Mio "Truppe" während der Wirtschaftsausschusssitzung. Da konnte man es nicht verstehen wie die heutige Arbeitsweise der Presse aussieht. Ein Mitschnitt mittels eines MP3 Tracers, dass war zu viel des Guten. Im Gespräch erwartete man zumindest ein großes Gerät mit großem Mikrofon, für  jeden sichtbar aus den 60er Jahren. Alle drei zeigten sie einmal mehr, wie die Stadt auf der Höhe der Zeit ist.

Da war auch noch die Anzeige wegen Beleidigung bei der Staatsanwaltschaft in Hagen gegen einen Pressevertreter, auch mit großem Brimborium angekündigt  und eingereicht. Diese landete da wo sie hingehört in der digitalen Ablage.

Und die Erfolge?

Das Platsch, dieses Familienbad, ein hochsubventioniertes Bad, was den Stadtsäckel auf Jahre nur Summen kostet und keinen Cent einbringt – eben ein Statussymbol.
Die Feuerwehr: Die Jungs haben nur vom Feinsten, wobei es sicher auch eine oder zwei Nummern kleiner gegangen wäre. In anderen Städten wird ein Wagen schon mal generalüberholt, hier klotzt man als wenn wir es hätten.
Auch andere Erfolge halten einer tiefer gehenden Betrachtung nicht stand. Was nützt eine Schule auf dem neusten Stand, wenn ich keine Leistungskontrolle habe. Was nützen Sportvereine die die modernsten Sportstätten haben, wenn sie nur unzureichend ausgelastet sind. In anderen Städten zahlen die Sportvereine einen Obolus für ihr Freizeitvergnügen, hier werden sie noch bezuschusst.

Auf der anderen Seite hat man keinen Cent frei für offene Jugendarbeit und überlässt der Jugend die Straße. Kurz vor 22:00 Uhr finden sie sich bei Rewe ein um ihren Alkoholkonsum zu decken. Wie das geht bei Alkoholverbot, die Jungs und Mädels haben es schon raus. 2009 wurde sogar die erste Spritze gefunden, aber das ist ja nicht der Stadt ihr Problem da soll sich die Polizei  drum kümmern. Der eingesetzte Streetworker treibt sich irgendwo rum, von einen Bericht hört man nichts. Will man denn von der Jugend was wissen?

Für Seniorenarbeit ist nur ein Taschengeld übrig, ist ja ein Ehrenamt und das wollen wir doch nur als Absichtserklärung. Die Kulturarbeit, die sowieso nur als rudimentär zu bezeichnen war, wurde weiter gekürzt. Wobei gute Kulturarbeit ein Faktor ist der einen Abzug aus den Städten verhindert, aber wir wollen ja weniger werden.

Und der Rat der Stadt? Mir fallen nur drei Vorfälle ein, die zumindest einen Achtungserfolg bei vielen erbrachten. Das war die Gegenwehr die die Schließung der Schule Hasperbach erzeugte, die Gegenwehr bei der rund 50%igen Kürzung der Seniorenarbeit und die persönliche Betroffenheitserklärung der Kulturausschussvorsitzenden Frau Dautzenberg, ein Novum. Ansonsten habe ich nur eine Gemengelage von sediertem Verhalten, Ergebenheitsadressen an die Führung, Verständnisprobleme und angepassten Verhaltensweisen bemerkt. Einzelne Ratsmitglieder machten  schon einmal durch Sachkunde auf sich aufmerksam, dass war es aber dann auch.

Politisch gesehen weiß niemand im Rat und der Stadtverwaltung wohin die Stadt Ennepetal gehen soll. Es herrscht mehr das Reagieren vor, agieren ist der Stadt vollkommen fremd. Klare Führung ist nicht auszumachen, das Alltagsgeschäft, wie die Hundesteuer erhöhen, hat die Kommune vollkommen im Griff. Lächerlich ein Antrag der CDU eine Hundewiese in Ennepetal auszuweisen.Geht es denn noch?

Dabei hat Ennepetal Potenziale nur keiner weiß damit was anzufangen. Die Attraktivität von Ennepetal ist hundsmiserabel (immer noch), nur die Beteiligten Entscheider haben sich augenscheinlich damit abgefunden. Und so trudelt die Gemeinde Ennepetal ohne Vorgaben und Zielsetzung durch die Zeit und die Anpassungsmechanismen tun ihr übriges.

Doch halt, einen Erfolg hat die Stadt: Am Bahnhof wurde per Sponsoring ein Schild aufgestellt, welches auf die Sehenswürdigkeiten der Stadt hinweißt. Das Haus Ennepetal fehlt zwar auf diesem Schild, aber man kann halt nicht alles haben.
Tja, es sind viele Fehler in der Vergangenheit gemacht worden, sie zu vergessen und sich nur auf das Heute zu konzentrieren ist fatal. Denn die Fehler sind es. aus denen wir lernen sollten und können. Und dieser Lernprozess ist es, der uns in eine bessere Zukunft führt. Auf der "Insel der Glückseligen" macht man eben Fehler nicht nur einmal, man macht diese immer wieder. Weil es so schön ist? Oder weil man die Lernfähigkeit eingebüßt hat?

Und so ist diese Rede des Wilhelm Wiggenhagen nicht das Papier wert auf dem sie ausgedruckt wurde.

Ach ja, noch was:

Thema Schulden. Ennepetal hatte immer Schulden gehabt, es wurden mal ein oder zwei Millionen Schulden abgebaut, aber die Schulden wurden nie zur Gänze getilgt. Von Schuldenfreiheit spricht man dann, wenn keine Neuschulden aufgenommen wurden. Die Politik hat sich diese Sprachregelung angeeignet um besser dar zu stehen. Schuldenfrei ist man auch bei der öffentlichen Hand, wenn man keine Kredite zu bedienen hat – Basta. Auch diese Unart mit der schwarzen und roten Null im Ergebnis: Ein Null ist eine Null.

Jürgen Gerhardt für EN-Mosaik aus Ennepetal